Wer Rettet Wen?

Die Krise als Geschäftsmodell auf Kosten von Demokratie und sozialer Sicherheit
Eine internationale Koproduktion der Kernfilm von Leslie Franke und Herdolor Lorenz, 2015, 104 Minuten
 
„Wer Rettet Wen?“ ist kein weiterer Banken- oder Eurorettungsfilm. Er deckt auf, was bei allen „Rettungen“ bis zum heutigen Griechenlanddrama weitgehend verborgen blieb: Die radikale Veränderung der Gesellschaften in Europa. Die als „Rettung“ verkleisterte Umwandlung privater Schulden in öffentliche, hat nicht nur die Demokratie ad absurdum geführt. Sie erschüttert Gesellschaften, die sich als Sozialer Rechtsstaat begreifen, in den Grundfesten. Niemand formuliert dies im Film treffender als Mario Draghi, der als einstiger Goldman Sachs-Vizepräsident und EZB-Präsident die Wirtschaft des Euroraums lenkt: „Das europäische Sozialmodell ist Vergangenheit. Die Rettung des Euro wird viel Geld kosten. Das bedeutet, vom europäischen Sozialmodell Abschied zu nehmen." Seit sieben Jahren wird mit vielen hundert Milliarden öffentlicher Gelder gerettet.

Filmveranstaltungen und Premiere des Films

Die Premiere am Mittwoch, dem 11. Februar 2015, war ein großartiger Erfolg: Der Film „Wer Rettet Wen?" erlebte in vielen hunderten Kinos und anderen Veranstaltungsorten in ganz Europa volle und überfüllte Häuser und spannende Diskussionen.
Hier können Sie alle uns bekannten Vorführungen des Films als Karte oder auch als Liste einsehen.
Wenn Sie Ihre eigene Veranstaltung vor Ort organisieren möchten, finden Sie im Menüpunkt "Filmveranstaltungen" hilfreiche Infos.


Was dabei verborgen bleibt, zeigt „Wer Rettet Wen?“: Eine gewaltige Umverteilung von unten nach oben. Die Reichen der Erde besaßen vor der Krise drei Mal mehr als alles, was in der Welt im Jahr produziert wird. Nach sieben Jahren „Krise“ besitzen sie schon vier Mal so viel. Mitten in Europa arbeiten Menschen wieder für Hungerlöhne. Es wird gerettet, nur für die 99% ist keine Rettung in Sicht.

Von Griechenland glauben viele MitteleFallschirm Euro DB2 kluropäer, das Land habe über seine Verhältnisse gelebt und sei nach teuren Hilfen reformunwillig, ein Fass ohne Boden. „Wer Rettet Wen?“ deckt auf, dass die kostspieligen Rettungspakete seit 2010 ausschließlich die Kreditgeber, die Banken, Hedgefonds und Versicherungen gerettet haben. Als der griechische Regierungschef A. Papandreou Ende 2011 dazu ein nationales Referendum forderte, wurde er vom Europarat putschartig ersetzt - ersetzt von einen sog. Technokraten, Lukas Papademos Genau durch den Mann, der zusammen mit der Investmentbank Goldman Sachs Griechenland in den Euro gemogelt hatte. Seine Aufgabe war jetzt, die Auflagen der Kredite durchzusetzen: Zerstörung der öffentlichen Sozialversicherung für Gesundheit und Renten– Deregulierung der Arbeit – Privatisierung öffentlicher Güter usw.

Die EU-weite Rettungspolitik erweist sich im Film nicht nur in Griechenland als Meilenstein einer neoliberalen Entwicklung, die Reiche immer reicher und Arme immer ärmer macht. Privat- und Staatshaushalte werden zugunsten der Finanzwelt geschröpft. Soziale Rechte werden durch das Recht auf Schulden ersetzt. Schulden sind das Mittel, um die Menschen vom freien Denken und Handeln abzuhalten. In den USA zeigt der Film, wie dieses System schon lange funktioniert. Studenten verlassen die Universität mit einem Berg Privatschulden. Schulden, die häufig nie mehr zurückgezahlt werden können. Man leistet ein Leben lang Schuldendienst. So lieben es die Banken.

„Wer Rettet Wen?“ zeigt die Ursprünge dieser Entwicklung, als nach siebzig Jahren relativer Stabilität die Finanzwelt dereguliert wurde. Sofort nutzte sie die neue Freiheit, Finanzderivate zu entwickeln, heute die Wirtschaft dominieren. Der Film demonstriert die Anwendungsmöglichkeiten und die enorme Gefahr der Derivate. Aber er verweist auch auf Möglichkeiten sich zu wehren, wie z.B. in Island, wo das internationale Kapital nicht gerettet wurde und stattdessen eine Umverteilung von oben nach unten stattfand.

TIP-Berlin: „Wer bei „Wer Rettet Wen?“ nicht aus seinem neoliberalen Schlummer erwacht, ist endgültig verloren. Der Film dürfte in der Lage sein, noch den saturiertesten Mitteleuropäer wenigstens momenthaft vom Sofa auf die Barrikaden zu treiben.“